Freitag, 7. September 2012

Tuch "Torcido" aus Perlengarn handgesponnen und pflanzengefärbt

So nun wurde also mein 3. Tuch fertig. Aus dem vielen gefärbten Material muss ja, selbst bei einer Langsam-Strickerin wie mir, auch mal was fertig werden. Das Tuch ist aus Leineschaf - und Milchschafwolle  gesponnen und mit einer Mischung aus Cochenille, Krapp und Zwiebelschalen gefärbt. Es ist 220 cm x 88 cm geworden und wiegt 210 gramm.

Tuch Torcido
 Wie unschwer zu erkennen ist, ist das Tuch schief, wobei ich nicht genau weiss, wo überall die Fehler liegen. Daher habe ich das Tuch "Torcido " genannt aus dem Spanischen für Schief und krumm.

Tuch Torcido
Das erste Mal als ich merkte, dass das Tuch schief wird machte ich es nach einem Drittel wieder auf. Dann wurde es wieder schief und ich dachte erst wieder aufmachen, als ich es merkte, doch dann meinte eine Kollegin, es sieht doch gerade schön aus und so ist es jetzt eben ein schiefes Tuch  und ich hatte bei der Anprobe den Eindruck, dass es o.k. ist.
Perlengarn
 Das Tuch hat eine lange Geschichte hinter sich. Es war einmal ein Spinntreffen in Berlin, da konnte ich bei einem handgefärbtem Akzente Garn von Anita, nicht widerstehen und so wurde es zu einem herrlichen Garn versponnen. Daraus erstellte ich dann ein Perlengarn  und begann damit ein Tuch zu stricken, das Muster bekam ich geschickt aus Österreich, vielen Dank dafür, liebe Anneli.

Perlengarn

Da das Tuch so leicht war, begleitete es mich auf meiner Wanderung auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge. So strickte ich vor mich hin und dachte dass es nach der Wanderung fertig sein würde. Doch dann drohte mir diese herrliche Wolle auszugehen und so traf ich ein Glück auf dem 9. Wollfest in Bad Schandau Anita wieder an ihrem schönen Stand ( manchmal ist die Welt ein Dorf) und erzählte ihr von meinem Problem. Nun sie hätte von dieser Spezialfärbung vermutlich noch ein wenig zu Hause und würde es mir zu schicken. Also strickte ich mit meinem Rest noch weiter und am nächsten Tag ging es zu einer richtig heftigen Wandertour von 6 Stunden mit Aussicht auf die Schrammsteine und als ich dann bei einer Pause mein Strickzeug herausholte, sah ich, dass ich mich wohl vermutlich auf die Nadel gekniet hatte, jedenfalls war nichts mit Stricken und es gab eine Zwangspause.


Schiefes Tuch noch ohne Quasten

Zu Hause kam dann etwas Wolle von Anita, die auch sehr schnell verstrickt war und das Tuch war immer noch nicht groß genug. Also ging ich in meine Werkstatt und da beschwerte sich schon meine Ganze rot gefärbte Wolle, dass ich sie solange links liegen gelassen hatte und immer nur am Neufärben war. Also nahm ich Wolle die mit Zwiebelschalen, welche die mit Krapp gefärbt war und welche mit Cochenille und versuchte mühsam die gleiche Mischung wie Anita hinzubekommen.

Mit Krapp gefärbte Wolle
 Der erste Versuch misslang und erst der zweite führte zum gewünschten Ergebnis. Also wurde weitergestrickt und das Tuch wanderte nochmal mit auf die Insel, wo es dann fertig gestrickt werden konnte.

Schiefes Muster

Das Muster ist einfach : Anfangen mit 3 Maschen und dann immer am Rand mit einem Umschlag beginnen. Wenn es 11 Maschen sind strickt ihr: 2 MA rechts zusammen, 1 Umschlag 1 Masche rechts, 1 Umschlag, 2 MA rechts verschränkt zusammenstricken und dann ergibt sich das weitere Muster von alleine, d.h. immer wenn es dann in der Mitte 11 rechte Maschen sind, dann geht der Rapport von vorne los. Also laufen die Reihen/ Rapport dann so: *4 Maschen rechts 2 Maschen rechts zusammen stricken, 1 Umschlag*  bis zur Mitte und nach der Mitte ist der Rapport dann: *1 Umschlag, dann 2 Maschen rechts verschränkt zusammen stricken, 4 Maschen  rechts* auf der Rückseite werden alle Maschen links gestrickt. Abketten war noch einmal ein Extra Thema ! Zuerst probierte ich das Abketten wie bei meinem filigranen Tuch aus Milchschafwolle, das wurde zu locker und wellig. Dann kettete ich mit zusammengestickten Maschen ab, siehe unten, und das gibt einen guten Rand. Elastisch und Fest.

Oberer Rand angekettet: *2 Maschen wurden rechts zusammen gestrickt, diese nahm ich dann wieder auf die linke Nadel zurück, strickte wieder 2 Maschen zusammen, nahm diese wieder auf die linken Nadel zurück*
Wie ich das Perlengarn versponnen habe ist hier beschrieben. Die Anleitung für die Quasten habe ich von hier.

Quasten
Quasten mit Rocailleperlen

Gefärbt ist die Wolle wie gesagt mit einer Mischung aus Zwiebelschalen, Cochenille und Krapp. Um die Mischung allerdings so hinzubekommen muss man schon eine Weile an der Kardiermaschine Geduld haben. Nachmachen von Farbpartien ist echt nicht so einfach !

Also ihr seht nicht nur das Tuch ist schief und krumm, auch der Weg dahin war "schief und krumm", so freue ich mich nun, dass es rechtzeitig vor der Zeit der Herbststürme fertig wurde.Euch einen schönen Tag !

10 Kommentare:

  1. Wieder einmal eine ganz wunderbare Geschichte von dir über dieses tolle Tuch. Das "Krumm-sein" passt einfach gut dazu, die Farbe und das Muster sind sehr stimmig und das Highlight sind die Perlen und die Quasten.

    Ich finde das ist ein sehr schönes ausgefallenes Gesamtkunstwerk und nach dieser Entstehungsgeschiche wird es wohl immer ein ganz besonderes Tuch für dich sein.

    Einen lieben Gruß
    Melanie

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  2. Das ist ein wunderschönes Tuch geworden. Die Geschichte dazu ist wirklich sehr abwechslungsreich.
    Viel Spaß beim Tragen
    Elke

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  3. Eine wunderschöne Geschichte für das wunderschöne Tuch. Wie schön, dass es dich im kommenden Herbst wärmen kann.

    Liebe Grüße Anke

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  4. Schöne Geschichte und tolles Tuch!!
    lg
    Claudia

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  5. Das ist doch mal ein Tuch mit Charakter! Mit seiner spannenden Entstehungsgeschichte muss es doch etwas eigen sein in seiner Endform. ;-)
    Ich mag es, sowohl farblich (meine Hochachtung fürs nachmischen desselben Tones!) als auch mit seiner Schiefe.
    Sehr schön!

    Liebe Grüsse
    Alpi

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  6. Ein tolles Tuch mit Geschichte,
    lg Hannelore

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  7. Du hast ein schönes Tuch mit viel Elan gestrickt. Sowas ist ganz besonders wertvoll.

    LG von Juliane

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  8. Ich durftes es ja schon Live und in Farbe sehen ;O)und finde es wirklich richtig toll. Das "Schiefe hat man kaum gesehen. die Perlen glitzern dezent in der Sonne. Bestimmt begleitet es dich weiterhin auf deinen Weg... wohin auch immer.
    LG Sheepy

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  9. Man sieht sogar die Leichtigkeit! Wunderschöne Farbe(n)! .. LG Jadwiga

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  10. Ich freu' mich mit Dir über Dein schönes Tuch, liebe Anke! Eine wunderschöne Farbe - die Perlen sehr edel dazu - und das bißchen schief stört nicht wirklich!

    Trotzdem mache ich mir natürlich Gedanken, wie es schief werden konnte, und kann mir nur vorstellen, daß sich die Mitte durch einen vergessenen Umschlag irgendwo verschoben haben kann ... - aber wie wir wissen: jedes wahre Kunstwerk braucht einen kleinen mit eingebauten Fehler, um uns Demut zu lehren :-)!

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