Donnerstag, 13. Juni 2013

Gefärbt mit Wiesenkerbel

Alle Strassenränder lockten mit dem blühenden Wiesenkerbel, mein Arbeitsweg war gesäumt davon und so konnte ich garnicht anders, als Sammeln und Färben.

 
Es ist das erste Mal, dass ich mit Wiesenkerbel gefärbt habe, durch seine Luftigkeit traute ich ihm auch nicht so eine Färbekraft zu, versprach mir nicht so viel von der Färbung und dann ist es eine relativ kurze Zeitspanne in der er blüht und oft war er schon verblüht und ich schaffte es nicht ihn rechtzeitig zu ernten. Aber dieses Jahr habe ich es geschafft und es hat sich gelohnt und war auf jeden Fall sicher nicht das letzte mal.  


Die Werkstatt duftete ganz herrlich und die Farbtöne auf Wolle ergaben ganz wunderschöne Gelbtöne. Auf Seide wurden die Töne so glänzend wie polierte Zitronenschale, ein ganz unglaubliche Ton. Ich fragte auch vorher noch die Pflanzenexpertin, ob es auch wirklich Wiesenkerbel ist, und nicht der giftige gefleckte Schierling danke Manuela. Mit einem Trank aus giftigem Schierling wurden im Altertum Verurteilte hingerichtet, so zum Beispiel der griechische Philosoph Sokrates. Ein gutes Erkennungs-merkmal für den giftigen Schierling, ist ein intensiver Geruch nach Mäuse-Urin.


Inzwischen sammle ich ja Gelbtöne für die Überfärbungen mit Indigo und da habe ich gelesen, dass die Indigoüberfärbung mit Wiesenkerbel besonders schön sein soll. Da bin ich schon gespannt.


Insgesamt sammelte ich 1300 grammWiesenkerbel. Diesen zerkleinerte ich dann, weichte ihn über Nacht ein, kochte ihn 1 Stunde aus und gab ihn dann in einem Baumwolltuch und 9 Liter Flotte zusammen mit der Wolle für 1 Stunde in den Färbetopf.


Mit diesen 1300 Gramm färbte ich dann insgesamt 200 gramm Sockenwolle und 1 Seidentuch im 1. Zug, 100 gramm Sockenwolle und 200 gramm Seidenkammzug im 2. Zug und im 3. Zug nochmal 200 gramm Kammgarn und 100 gramm Mohair im Kammzug.
 

Der 3. Zug wurde dann noch mit Eisenwasser zu einem dunkleren Ton weiterentwickelt. Eisenwasser nehme ich nur noch ganz selten aus Neugierde auf die Farbe, aber nicht mehr für größere Mengen, da ich das Gefühl habe, dass es die Wolle härter und brüchiger macht. Vorgebeizt wie immer mit Kaltbeize. Sehr schön beschrieben, wie man 4 Farbtöne aus dem Kerbelkraut / Wiesenkerbel erhält, hat es Dorothea Fischer in ihrem Buch : Naturfarben auf Wolle und Seide. Wer den Wiesenkerbel natürlich lieber isst, als mit ihm zu färben, der kann in dem Buch Essbare Landschaften Wilkräuter fündig werden, wie man ihn zubereitet. Inzwischen ist der Kerbel ja wieder ganz schnell verblüht und es sieht so aus auf meinem Arbeitsweg, die reinste Augenweide !
 

Euch einen schönen Tag !

4 Kommentare:

  1. I am amazed at the plants you use for dye! I would never have imagined cow parsley as a plant used!!! I love the colour!

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  2. Ich bin immer wieder begeistert. Danke für die genaue Erklärung. Irgendwann werde ich es vermutlich doch noch probieren. Töpfe wären ja schon gerichtet.
    Alle Liebe

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  3. What wonderfully soft colors you've achieved! Thanks for another great post on using plants to dye-it's inspiring.
    Hello from Idaho,
    Judy

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  4. Ich kenne ja jetzt deine Indigoüberefärbungen( Sommerweste) und bin total begeistert, deshalb habe ich entschieden, gelb auf vorrat zu färben.
    Eine wunderschöne gelbnuance.

    Liebe Grüße und Danke fürs Teilhaben

    Silke

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