Freitag, 28. Juni 2013

Netzwerk textile Hanf-Verarbeitung ∙ 1. Workshop Hanf ∙ Spinnen Weben Filzen in Prenzlau

Eingeladen zum Hanfworksshop hatte die Hanfmanufaktur Prenzlau. Nach einer interessanten und informativen Werksführung durch die Hanfmanufaktur durch Rainer Nowotny, den Vorstand der Hanffaser Uckermark eG in Prenzlau und der Vorstellungsrunde,  ging es ans Hanffaser verspinnen, dabei erläuterte Rainer Nowotny nochmal die Hanffasergewinnung.

Hanffaser: links roh, mitte versponnen, rechts Hanffilz

Eingefunden hatten sich 20 interessierte kreative Männer und Frauen, Spinnerinnen, Weberinnnen, Künstlerinnenm, Hanfbäuerinnen und andere Interessierte. 1 Junge kam mit Oma, fühlte sich erst als "mußte mitkommen" und übernahm dann später mit Freude die wichtige Kardierarbeit.  

 

Frank Viohl, führte als Berater und Coach souverän durch den Workshop, schlug sich wacker mit uns spinnenden, "klönenden"  Frauen und schaffte es nach der Themensammlung, Kooperationen und konkrete Umsetzungsideen in Gang zu bringen. So wurde gleich die Anregung, das Hanffasermaterial zu kardieren von Annekathrin Scheibe vom Handwerkerhof Schorfheide und Rainer Nowotny als Idee aufgegriffen. Auch ein virtueller Vernetzungs- Austausch soll möglich werden In Brandenburg ist Hanf eine alte Naturfaser mit einer langjährigen Tradition.

Rohstoff Hanffaser
Eine Geschichte besagt, daß, angeregt von Friedrich dem Großen im 18. Jahrhundert, ein beträchtlicher Teil der brandenburgischen Wertschöpfung durch hanfspinnende Frauen in den Dörfern erbracht worden ist. Dieses Wissen ist weitgehend verloren gegangen. Auf dem Weg in das postfossile Zeitalter und angesichts einer starken regionalen Orientierung brauchen wir unter anderem auch dieses Wissen, um regionale Wertschöpfung zu generieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Es gibt heute keine nennenswerte textile Weiterverarbeitung von regional erzeugtem Hanf in Deutschland (Spinnen, Weben, Stricken, Färben etc.).Daher ging von Rainer Nowotny, dem Vorstand der Hanffaser Uckermark eG in Prenzlau und Frank Viohl, Berater für Regionalentwicklung u.a. für das Projekt entersocial, der gemeinsame Impuls aus, das zu ändern. So wurde vorgestern am Mittwoch dem 26.6. ein Netzwerk zur textilen Hanfverarbeitung spinnen- weben - stricken ins Leben gerufen. Dieses Netzwerk hat zwei Ziele:  
1. praktische Erfahrungen mit der textilen Hanffaser-Verarbeitung zu vermitteln und auszutauschen und
2. dieses Wissen an Gewerbetreibende sowie Spinngruppen, Handarbeitszirkel, Schulen, Ausbildungs-stätten weiter zu geben. Damit soll eine Vernetzung und eine breite regionale textile Hanf-Verarbeitung angeregt werden. Das Projekt entersocial wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert.

Hanffaser
Es war eine anregender Nachmittag, Überraschung mit alten und neuen Bekannten inbegriffen. Die Themensammlung beinhaltete neben der Verbesserung des Spinnmaterials auch die Faser Nessel, Textilien aus Hanf und Vernetzung. Während des Workshops und der Diskussionen wurde gesponnen und diskutiert, wobei der Coach dafür sorgte, dass immer nur 1 redete, was kein einfaches Unterfangen war, bei soviel spinnenden Weibern. ;-)


Aus dem Rohstoffberg  Hanf in der Mitte des Raumes habe ich so an diesem Nachmittag 88 Meter und insgesamt 200 gramm -WPI 20- versponnen. Die Rohfaser müßte eigentlich vor dem Spinnen noch besser vorbereitet sein, damit sie sich gut und feiner verspinnen läßt.

 

Manche versponnen es lieber nass so wie Flachs, manche versponnen es lieber trocken. Es tauchte auch die Frage auf, wie man Hanf färbt und wie man ihn für die Färbung vorbereitet. Zur Vorbereitung ist es wichtig, dass der Hanf gründlich gewaschen wird, dazu hier das Rezept aus meinem Färbebuch von 1985 von Gretel Feddersen- Fieler: aus Farben aus der Natur
Waschen von Leinen, Hanf und Sisal: 500 gramm Garn werden 2 Stunden in einer Lösung aus 100 gramm Seifenflocken und 50 gramm reinem Soda in 8 Liter Wasser gekocht. Dann läßt man es über Nacht stehen und spült das Ganze danach gründlich aus. Anschießend soll das Material an einem schattigen luftigen Platz trocknen.


Es gab noch Hanf zum Mitnehmen und experimentieren und auch eine Probe von Filz mit Hanf, vielen Dank dafür. . Mit meiner Embellisher Filzmaschine  mußte ich das natürlich gleich ausprobieren. Es gibt tolle Effekte mit Hanf gefilzt auf Wolle...

 
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.. und auch tolle Effekte mit Wolllocken gefilzt auf Hanffilz. Das gefilzte "E" steht für Endorphine sprühen beim Hanf spinnen ;-) 

 

Es gäbe noch viel zu schreiben, mehr dazu könnt ihr dann mal in der Mitgliederzeitschrift der Handspinngilde lesen. In diesem Sinne ein erster Erlebnisbericht. Wer von euch hat denn schon Hanf versponnen und Erfahrungen gesammelt, hat Anregungen zum Spinnen, Weben, Stricken, Färben, Filzen und mehr ?  Euch einen schönen Tag !
Nachtrag: Einen ganz super Beitrag mit Bilder von der Führung in der Hanfmanufaktur könnt ihr hier bei Katja lesen. 

16 Kommentare:

  1. Ein wunderbarer Bericht! Ich bin richtig neidisch, nicht dabei gewesen zu sein!
    Liebe Grüße
    Alva

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  2. Danke für diese Zusammenfassung, Anke! Ich freu mich schon auf den ausführlicheren Bericht. Und was mich auch freut - "meinen" Patienten vom Gebrauchswert der Nutzpflanze Hanf erzählen zu können ;)
    Herzliche Grüße
    Jana

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  3. Ich finde es toll, solche Pflanzenfasern zu verspinnen, diese Dinge zu nutzen, die uns hier, regional zur Verfügung stehen. Kann man denn so eine HAnffaser bekommen zum Verspinnen, oder ist das nur für Eingeweihte?

    Ich hatte mal Brennesselfaser gehabt, das war auch sehr spannend,aber die ist leider nicht mehr zu bekommen, schade.

    LG, danke für Deine Eindrücke,

    Uta

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    1. Uta das ist gerade alles in der Entwicklungsphase, es gibt ja Hanf bei verschiedenen Wollläden zu bestellen, der kommt aber aktuell noch nicht von hier, oft aus China und so soll ein regionales Netzwerk aufgebaut werden, damit es auch Hanf aus Deutschland gibt, ich werde weiter berichten !

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  4. Danke für diesen sehr aufschlußreichen und interessanten Bericht. Hanf steht auch auf meiner Liste...

    LG Bärbel

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  5. Ich liebe diesen Blog. So viele interessante Infos. Brennnesseln finde ich auch spannend. Die wachsen ja um die Ecke. Danke.
    Alles Liebe

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  6. Da wäre ich so gern dabei gewesen. Ich finde Hanf ein so vielseitige und Pflanze. Zudem ist sie ökologisch hochinteressant. Hier in der Nähe werden aus Hanf Briketts gemacht. Ich werde mir diesen Winter welche besorgen und bin schon gespannt auf den Heizwert.
    Liebe Grüße Silvia
    P.S. Danke für dein Weber-Lob. Ich habe einfach immer viel Freude, wenn ein Gewebe entsetht :)

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  7. Danke für diesen interessanten Bericht!
    Liebe Grüße
    Gabi

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  8. Danke für den Bericht! Ich hatte Herrn Viol auf der Textile Art kennengelernt und gehofft, auch nach Prenzlau kommen zu können, aber Prenzlau war doch zu weit weg für einen Nachmittag.
    Das das Material besser zum Spinnen vorbereitet sein sollte, war auch mein erster Gedanke auf der Textile Art. Aber die Fabrik in Prenzlau stellt ja auch die Hanfzöpfe zum Abdichten von Rohren etc. her. Sollte sich dieses Material nicht besser zum Spinnen eignen als das "Werg"?
    In jedem Fall ein super spannendes Projekt, welches ich hier aus der Lausitz unbedingt weiter im Auge behalten werde!

    Liebe Grüße!

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    1. Ja auf jeden Fall gibt es da noch viel Forschungspotential und dass Werg da nicht ideal ist in dieser Form war allen klar, aber es war eben als Anregung gedacht. Es gab auch feineren Hanf als Geschenk dann mit. In jedem Fall lohnt es sich über eine regionale Hanfproduktion jenseits von China nachzudenken finde ich. Also es gibt einen nächsten Netzwerktermin, da kannst du mich ja gerne anmailen.

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  9. man kann sehr gut den Hanf aus den Baumärkten, den man zum Abdichten von Wasserleitungen nutzt, verspinnen, er ist gut nachzuhecheln, sehr fein und glatt..leider vertrage ich den Geruch nicht im Raum...

    meine spinnprobe,draußen gesponnen wurde so fein wie gutes Leinen.. liebe Grüße wiebke

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    1. Ja Wiebke, danke darüber wurde auch gesprochen auf dem Workshop, nur dieser Hanf kommt denke ich oft aus China und es ging und geht darum eine regionale Produktion aufzubauen .

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    2. Und deine Flachs und Leinenproduktion und dein Artikel dazu kann ich nur bewundern ! Fantastisch !

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  10. Ganz herzlichen Dank für eure Kommentare und euer Lob für den Blog, so macht Schreiben weiter Spass und das ist erst der Anfang zu dem Thema ich werde weiter berichten ! herzliche Grüße Anke

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  11. oh, danke für den beitrag! gibt es denn mittlerweile hanffasern zu kaufen? das zeug aus china möchte ich nicht wirklich verwenden. schon allein wegen des transportweges.
    und weil ich - damit nicht spinnen, sondern kissen befüllen möchte. da liegt mir die ökologische qualität noch mehr am herzen als sonst.
    lg aus salzburg

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  12. Hanffasern kannst du z.B. bei Wollknoll oder bei das Wollschaf erwerben, Lisa; LG Anke http://www.das-wollschaf.de/osshop/catalog/product_info.php?products_id=628 oder hier: https://www.wollknoll.eu/shop/weitere-naturfasern-892/pflanzenfasern-910/hanf-naturfarbig.html

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