Freitag, 8. Dezember 2023

Textile Erinnerung - Trostjacke in Fair Isle

Es war einmal ein Paar die lebten viele Jahre glücklich zusammen. Ihre Kinder wuchsen heran, bekamen selber Kinder und die Frau war leidenschaftliche "Bestrickerin" ihrer Familie am liebsten mit selbstgesponnenen Garnen. So strickte sie für ihren Liebsten aus Islandwolle diese Strickjacke nach seinen Farbwünschen. 

 

Eines Tages nach 36 gemeinsamen glücklichen Jahren kippte ihr Liebster beim Spaziergang einfach neben ihr um. Der Rettungswagen kam und schnitt die schöne Jacke auf. Nach dem plötzlichen Tod des Mannes bekam die Frau die Sachen wieder mit der schönen Lieblingsstrickjacke ihres Mannes und packte sie weg. 

Ein Jahr lang konnte die Frau die Strickjacke nur ansehen und weinen. Nach 1,5 Jahren spürte sie soviel Dankbarkeit und Liebe, dass sie die Strickjacke mit in den Wald nahm, sich unter die Lieblingseiche ihres Mannes setzte und dort auf die Idee kam, daraus eine Trostjacke zu machen. 

 

Inzwischen waren leider durch die lange Zeit auch Motten Löcher entstanden...


Unter vielen Tränen nähte die Frau erst den Ärmel zu ...

 

. ..und bestickte dann alle Mottenlöcher mit Blumen und den genähten Ärmel mit einer Ranke und Blumen...

 

Von da an, trug Sie diese Jacke nun selbst als Erinnerungsstück und als Trost, immer voller Dankbarkeit und Liebe und die Jacke erinnerte sie immer an die lange glückliche gemeinsame Zeit. 

Habt ihr auch solche textilen Erinnerungsstücke? An Omas, Mütter oder an andere liebe Menschen? 

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Ihr gabt mir ja auch die Rückmeldung, dass euch das Thema Trauerbewältigung auch interessiert, Also..: 

  ...denkt immer wieder daran, Trauer braucht auch Zeit und Kraft und wenn alle um euch herum denken, jetzt ist ja schon ein Jahr vorbei....für uns Trauernde ist ein Jahr garnichts, jetzt geht erst die Schwerarbeit los. Die Kurzstrecke hat man irgendwie geschafft, aber jetzt kommt der Marathon...

 Denkt an eure Selbstfürsorge, versucht trotz allem täglich in die Natur zu gehen und abends am Feuer können textile oder andere kreative Aktivitäten helfen...

Ausserdem ist Weinen wichtig. Weinen zu unterdrücken produziert psychische und körperliche Folgen.
Weinen ist wichtig weil es: 

1. Den Stress reduziert. 

Tränen setzen das Hormon Adrenocorticotropin frei, das auch als Stresshormon bekannt ist. Ausserdem setzt Weinen natürlich Schmerzmittel wie Prolacton und Leucin-Enkephalin frei. Daher fühlst du dich in der Regel nach dem Weinen ruhiger.

2. Gesund für die Augen ist
3. Schmerzen reduziert
4. Psychosomatische Beschwerden lindern kann
5. Anderen Menschen zeigt, dass du noch trauerst
6. Weine solange du willst und so laut du es brauchst! 

  Macht es euch gemütlich, sooft es geht...

 

Habt noch eine schöne Adventszeit...

...vergesst die Vögel draussen nicht :-)

...und gebt mir bitte eine Rückmeldung, damit ich weiß ob hier überhaupt noch jemand liest, nach solanger Pause: Danke!

11 Kommentare:

  1. Liebe Anke,
    vielen Dank für das Teilen Deiner Trauer mit persönlichen und professionellen Gedanken. In dieser Tiefe ist es sehr berührend und bestätigend für eigene Trauer. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass gerade Kleidung von Verstorbenen uns so viel Trost und Nähe schenkt ; - erst recht aus Wolle. Wie schön ist die Jacke geworden; sie hat gewonnen durch Schmerz und Tränen. Alles Liebe und herzliche Grüße, Irmtraud

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  2. Das ist eine einzigartige Idee. Dir wünsche ich noch viele Arten der Trauerverarbeitung auch die mit Deiner Wolle. Danke für Deine Überbringung hier sagt Johanna

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  3. Danke und ja, ich lese gern mit. Eigene Erinnerungen, an Material und Düfte fluten mich, daher zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Liebe Grüße Anna

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  4. Liebe Anke ☺️
    Ich fühle so sehr mit dir und kann es genauso nachvollziehen 🙏
    Mein geliebter Mann ist jetzt schon unfassbare acht Jahre nicht mehr bei mir 😔 und bis heute ist der Schmerz immens.
    Auch ich habe ganz viele Sachen von ihm aufbewahrt u.a. das ,was er trug,als ich ihn zuletzt lebend sah. Wenn es mir schlecht geht,drücke ich es ganz fest an mich.
    Auch die Tasche aus dem Krankenhaus,ist noch genauso hier,wie ich sie mitbekommen habe.
    Sie muss bleiben….für immer 🙏
    Ich wünsche mir,das du über deine Trauer weiter hier schreibst…wenn du magst und kannst 🙏

    Ich drücke dich aus der Ferne und schicke dir ganz liebe Grüße von Bianca 😘❤️

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  5. Die Jacke ist mit den Stickereien nun sogar richtig schön geworden und dass sie weiterhin Trost spendet, kann ich gut nachvollziehen! Wenn sie liebevoll gewaschen würde, könnte mit der Zeit die Trauer ein wenig weggewaschen werden... auch wenn sie nie ganz verschwindet.
    Denn ich finde, nicht nur Trauer kann frau zu Trost verstricken oder nähen. Ich habe vor Jahren großen Ärger in ein buntes Dreieckstuch verstrickt, dann habe ich es gewaschen und damit auch den ganzen Ärger sozusagen weggespült.
    lg aus Wien

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    1. Ich weiß jetzt, woran mich diese bestickte Jacke erinnert hat: an die japanische Kintsugi-Technik, wobei gebrochene Keramik mittels Gold zusammengefügt wird
      (https://cambraskade.blog/2023/12/15/die-schonheit-gegangener-wege/)

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  6. Liebe Anke,
    man sieht, wie viele Tränen du hineingestickt hast, in jedes einzelne Blütenblatt - jetzt sind sie rein gewaschen und frisch.,
    Ich hoffe, du kannst weinen. Es ist so unvorstellbar, -wie soll das Leben weitergehen, da
    doch nichts einen
    Sinn ergibt. Täglich denke ich an meine verstorbenen Eltern. meine Mutter starb schon vor 20 Jahren.
    mein Vater hochbetagt , mit 92 Jahren , vor zwei Jahren.
    Meine Nichte vergangenes Jahr mit 48 Jahren...
    Du fragst nach Kleidungsstücken. Meine Mutter war sehr kreativ und konnte aus Nichts schöne Dinge gestalten. Sie schenkte mir eine selbstgenähte Weste aus Leinengeschirrtüchern und bestickte diese mit
    Blattstich Blüten.
    Viele liebe Grüße , Angela
    ( allesgewollt )

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  7. Danke für die schöne Geschichte und das mit der Trauer und dem weinen. Da ich meine Mutter dieses Jahr verloren habe, nützt mir das sehr viel! Nochmals danke!

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  8. Herzlichen Dank für eure vielen lieben Kommentare, das ermutigt mich weiterzuschreiben. Es tut mir leid um alle eure Verluste, die ihr erlitten habt. Ich habe den Blog auch so gestellt, dass ihr auch anonym schreiben könnt, damit ihr euch sicher und gut fühlen könnt. Eventuelle Blindgänger lösche ich dann eben. Wie schön, dass auch ihr mit Textilien von euren Lieben Trost findet könnt. Und danke für den Kintsugi link von Cambra Friederike, ich arbeite auch mit Kintsugi in der Traumatherapie, es ist eine sehr stärkende und Mut machende Philosophie. Und das Gefühle auswaschen, wenn man Textilien wäscht ist auch ein sehr schönes Bild. Danke!

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  9. Liebe Anke,
    Habe Deinen Blog „ wiedergefunden“….Früher ging es um Wolle,Spinnen und Natur - es wandelt sich….Stricken ist immer noch meine Lieblingsbeschäftigung,aber berufsmäßig und auch im Privaten, wird das Thema Tod,Begleitung und Trauer immer wichtiger und will gelebt werden.Danke für Deine Offenheit und den Mut auch anonyme Kommentare zuzulassen!
    Ich werde weiterlesen….Herzlichst Doro

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