Samstag, 14. Januar 2012

Selbsterfahrung und das Garn des goldenen Augenblicks

Beim Spinnen erfährt Frau / Mann etwas über sich selbst, gleichsam Beschäftigung mit den eigenen Wurzeln, der eigenen Biographie, dem eigenen Urgefühl, so beschrieb ich es mal vor einigen Jahren in einem Artikel und daran denke ich nun wo ich jeden Tag nach der Arbeit, manchmal auch morgens vor der Arbeit einige Minuten am Spinnrad verbrachte und dabei dieses Ergebnis von 320 gramm dreifädig verzwirnter Sockenwolle mit einer Lauflänge von 332m/ 100 gramm entstand.
Knäuel gewickelt mit Sonnenlicht fotographiert


In den ersten Tagen dachte ich, die neue viele Arbeit durchhalten....

Strang auf der Haspel bei Lampenlicht

 ....wie dieses Garn was ich als ersten Faden versponnen habe, aus Wolle/ Seide aus diesem 
Kammzug von Melanie,
 

...der wollte ewig nicht zu Ende gehen. Erst dachte ich was für einen schönen Faden, welch herrliche Farben und wie weich das Garn und dann nach einigen Tagen dachte ich, wie langweilig immer diesen dünne Faden, nebenbei noch was anderes spinnen wäre jetzt gut, doch dann habe ich mich hineinbegegen in diesen Selbsterfahrungsprozess und es war sehr spannend. Tagelang und wochenlang nur dieses gleiche Garn und ich habe mich einfach in jeden Moment des Spinnens achtsam hineinbegeben, die Gedanken fließen lassen, Spinnen als Meditation  und jeden Moment genossen, ebenso in meine neue Arbeit, jeden Moment habe ich achtsam genossen, so wie Buddha das beschreibt.
In einem Tempel in Chiang Mai
Wenn ich gesponnen habe, dann habe ich gesponnen und wenn ich gearbeitet habe, dann habe ich gearbeitet und.....nun nochmal neu gelernt jeden Moment achtsam zu geniessen. Vor einigen Jahren habe ich das schon mal entdeckt und es war mir etwas abhanden gekommen und nun nach dem Thailand Urlaub, dem aufladen meiner Batterie und der Erfahrung des gelebten Buddhismus dort ist es mir wieder präsent. 

Meditation und Achtsamkeit sind die auch Schlüsselwörter im Zen- Buddhismus :

Ein Meister wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sei.

Er sagte:
"Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich ..."
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten:
"Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?"
Er sagte wiederum:
"Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich ... "
Wieder sagten die Leute:
"Aber das tun wir doch auch!"
Er aber sagte zu ihnen:
"Nein -
wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel."

Verwandle jeden Augenblick in einen goldenen Augenblick.



So entstand also nach Feierabend immer mit so ein paar Minütchen " Achtsamkeitsübung" an meinem Sonata Spinnrad nach dem Motto " Spinnen am Abend entspannend und labend" dieses Sockengarn, ich könnte es auch Achtsamkeitsgarn nennen, oder das "Garn des goldenen Augenblicks".


...verzwirnt ist der 1. Faden mit einem  Faden aus naturfarbenem Leinen und der 3. Faden ist aus Wolle.

In einem Tempel in Chiang Mai
Vielen Dank für eure Kommentare im letzten Post, und euch viele goldene Augenblicke am Wochenende !

1 Kommentar:

  1. Das kann ich völlig nachvollziehen! :-) Spinnen ist für mich auch zur Achtsamkeitsübung par excellence geworden; auch (oder gerade weil) es mir nicht unbedingt leicht fällt, beim Spinnen zu bleiben. Zumindest wenn ich nicht gerade etwas neues ausprobiere, arbeiten die Hände doch meist sehr autark und da kann es schon eine Herausforderung sein, den Geist eben gerade nicht frei schweifen zu lassen.
    Ich wünsche viel Spaß beim Üben/Spinnen! :-)
    Viele Grüße, Anja.

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